Permakultur – die liebevolle Antwort für unsere Natur

Permakultur

Heute vervollständige ich mit dem 3. Teil meiner Beitragsreihe zur Permakultur meine kleine Einführung zu einer Art Land zu bewirtschaften, die Gleichgewicht erhält und uns gesunde Nahrung und Heilmittel beschert. Für Wild Natural Spirit ist diese Art des Anbaus zwingende Voraussetzung für die Herstellung von Heilkräutern und pflanzliche Präparaten. Maschinell angebaute Kräuter, in chemisch behandelten Monokulturen, die tausende von Kilometern transportiert werden, können die Naturkraft nicht übermitteln.
Also: Laßt uns hierzulande die Permakultur voranbringen.
Sie setzt ein kognitives und intuitives Verständnis für die Prozesse zwischen Pflanze, Mensch, Tier, Mineral und Klima voraus, das sehr viel mit Offenheit, Beobachtung und interaktivem Lernen zu tun hat. 

In Teil 1 ging es um Kreisläufe und Wechselbeziehungen. Teil 2 befasste sich mit natürlichen Mustern, Anordnungen und Wirkkräften in der Natur. Dieser dritte und letzte Teil widmet sich nun dem 9. bis 12. Permakultur-Prinzip nach Holmgren. Sie richten sich auf die Interaktion zwischen Mensch und Garten und um die Haltung, die der Permakultur gemäß ist.

Das neunte Prinzip lautet:

Prinzip No 9: Setze auf kleine, langsame Lösungen

(Use Small and Slow Solutions)

Als ich den „großen Kräutergarten“ auf Aditi anlegte – mit immerhin 3.000 Quadratmetern Fläche – war ich voller Tatendrang und hätte am liebsten gleich alle Beete angelegt, eingefriedet und bepflanzt. Die komplette Wiese aufreißen, Pflanzen kaufen und setzen – und fertig ist der Kräutergarten.
Zum Glück wußte ich, daß ich von der Fläche erst Stück für Stück lernen muß, wie unterschiedlich auf dieser verhältnismäßig kleinen Fläche die Bodenverhältnisse sind, wie das Licht über den Tag und die Jahreszeiten wandert, welche angestammten Pflanzen sich „verschieben“ lassen – und welche nicht. Und so begann ich erst einmal „nur“ damit, das Salbei- und Ysopfeld grob zu markieren – derweil wuchsen die selbst angesetzten Pflänzchen aus ausgesuchtem Biosaatgut gemächlich in tausenden Töpfchen auf der Südterrasse. Zwei riesige Wiesenstreifen blieben erst einmal stehen – zudem ein ganzes Feld, das über und über bewachsen war mit Brennnesseln und Melde. Freilich sorgt sich die ordentliche Gärtnerin um das Ausfallen der „unerwünschten“ Saaten. Freilich drängen die Wiesenstreifen nach in die frisch angelegten, kleinen Beete.
Doch während ich – schön langsam und in kleinen Parzellen – das Beet für die heranwachsenden Ysop- und Salbeipflänzchen vorbereitete, sammelte ich all die zauberhaften Schafgarbepflänzchen, die aus der Wiese hereindrängten – und gab ihnen ein eigenes Stück, in dem ich sie fördern konnte. Das hätte ich mit Sicherheit übersehen und verpasst, wenn ich gleich erst einmal alles platt gemacht und mit „erdachten“ Kulturen besetzt hätte.
Tatsächlich beschenkten mich diese ersten kleinen Stücke im selben Sommer noch mit reicher Ernte – und ich konnte beobachten, wie sich die Schafgarbe aus den Bereichen, in denen ich sie nicht förderte, ganz von selbst heraus hielt.

Permakultur

Und ganz ehrlich: Ich hätte im März nicht gedacht, wie viel Arbeit erforderlich ist, diese kleinen Teilstücke zu hegen. Mehr hätte ich gar nicht geschafft im Anfangsjahr !

Das unbearbeitete Stück, in dem ich Brennnessel und Melde erst einmal ihr Werk tun ließ, lieferte mir im Herbst kostbare Brennnesseljauche. Und was noch viel erstaunlicher war: Sie wandelten den festen Wiesenboden in reinsten Humus, in den ich im Folgejahr mit Leichtigkeit meinen Baldrian pflanzen konnte.

Prinzip No 10: Nutze und schätze die Vielfalt

(Use and Value Diversity)
Durch diese langsame Vorgehensweise wuchsen mir die Sorten, die zur nötigen Vielfalt paßten, regelrecht vor die Nase: Nicht nur die Schafgarbe als eigene Kultur offenbarte sich auf diese Weise, sondern auch ihre besonderen Eigenschaften als „Grenzhüterin“.
Ich bemerkte, wie sie eine Barriere bildete zwischen einer Reinkultur – etwa dem angrenzenden Ysop-Feld – und der mit Vogelmiere, Spitzwegerich und Quecke durchsetzten, hereindrängenden Wiese. Schafgarbenreihen stehen mittlerweile an vielen „Sortengrenzen“.
Und auch die Ringelblume wurde zum „Konfetti“ in meinem Permakulturgarten: Nicht nur, weil das herrliche Orange da und dort das Auge erfreut, sondern auch, weil sie durch ihren kräftigen, raschen Wuchs die offenen Stellen zu beschatten vermag, an der anderenfalls die unliebsame Quecke durchdrücken würde. Das spart und eine Menge Jät-Arbeit und hält den Boden zudem von Nematoden frei.

Auch der Wechsel von Lavendel und Schafgarbe hat sich sehr bewährt: Beide Arten teilen sich ein Feld, sind eine wahre Bienenweide und erzeugen ein Nährstoffgleichgewicht, das und das Düngen erspart: Was die eine nimmt, gibt die andere zurück – und vice versa. So können wir die Pflanzen dauerhaft am selben Ort stehen lassen, ohne den Boden auszulaugen.

Prinzip No 11: Nutze Randzonen

(Use Edges and Value the Marginal)
Die elfte Regel ist für die meisten Permakultivisten selbstverständlich – denn wir bewirtschaften ja nicht hunderte von Hektar, sondern eine relativ überschaubare Fläche, die möglicherweise sogar des Schutzes vor konventionell-landwirtschaftlichen Nachbarn bedarf.
Von daher versteht es sich von selbst, daß wir gerade an den Rändern – des Grundstücks wie der einzelnen Anbauflächen – mit großer Sorgfalt auf den Abschluß achten. Die Randzonen sind wie die Haut eines Organismus: Sie müssen permeabel sein, um Signale aus dem Umfeld aufzunehmen und senden zu können – doch sie müssen auch so beschaffen sein, daß sie unerwünschten Abfluß oder lebensfeindlichen Einfluß verhindern können.

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Aditi ist an drei Seiten von hohen Benjeshecken aus Altholz umgeben. So geben wir Vögeln, Insekten und Reptilien kostbaren Lebensraum – und sie geben uns die natürliche Kontrolle ökologischer Nahrungsketten, bringen neue Sorten ein, wandeln Altes um, befruchten unsere Pflanzen und erfreuen unser Herz.
Zudem umgibt uns im Norden und Westen ein Waldstreifen, der nicht nur als hochwirksame „Informations-zentrale“ für das gesamte Grundstück wirkt, sondern zudem Wasser speichert, Windböen bricht und weiteren Lebensraum bereithält.
Unmittelbar an Beetgrenzen setze ich Hundsrosen, Schafgarbe, Brennesseln auf kleine Erd- und Mulchwällen. Ein willkommener nährstoff- und Feuchtigkeitsspeicher, einerseits, und wirksame Abgrenzung andererseits. Auch Weißdorn und Schlehen sind sowohl pflanzenphysiologisch als auch feinstofflich hervorragende Rand-Wächter.

So erhalten wir Vielfalt, Produktivität und die natürlichen Kreisläufe.

Prinzip No 12: Reagiere kreativ auf Veränderung

(Creatively Use and Respond to Change)
Wir blicken zurück auf das zweite Dürrejahr in Folge.
Das Grundwasser ist knapp.
Der Winter war zu warm, um dem Boden die nötige „Frost-Gare“ zu geben.
Fichten und Birken verschwinden aus unseren Wäldern – und auch aus Aditis heilsamem Waldgürtel.
Das führt mich als naturnahe Permakultivistin nicht dazu, gegen CO2 demonstrieren zu gehen oder beim Landwirtschaftsamt Dürrehilfen zu beantragen.
Vielmehr beobachte ich, daß mein Bestand diversifiziert und mit Swales, Randbepflanzungen ausgestattet, wunderbar gedeiht und ich tatsächlich 1 Tonne (!) geernteter Kräuter in einer selbstgebauten Solardarre trocknen konnte, ohne auch nur eine Kilowattstunde Strom zu benötigen.
Es führt mich in Aditis Wäldchen, wo ich neben den eingegangenen Fichtenstümpfen Elsbeeren und Eichen, Ebereschen und Bergahorn heranwachsen sehe.
Sie werde ich also fördern.

Permakultur

Und Aditi gedeiht.

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